· 

Kungsledenvortrag: Künstlerkartell Magdeburg

Mit meinen Füßen bin ich noch auf Mallorca unterwegs, als mich eine Nachricht von Tony Hinze* erreicht. Neugierig öffne ich Sie und sehe vor mir einen langen Text, ob ich denn Zeit und Lust hätte bei einem Vortragsabend über Norwegen in Magdeburg im Künstlerkartell selber einen Vortrag über die Kungsledenwanderung zu halten. Spontan sage ich ihm keine 10 Sekunden später zu, noch nicht im klaren, was da auf mich zukommen wird. Selbst jetzt beim schreiben dieses Textes zieht sich mein Magen zusammen, wenn ich an die Sekunden vor meinen kleinen, großen Auftritt zurück denke.

 

*Tony ist den Norge på langs (kurz: NPL) gelaufen. Dieser Weitwanderweg von 2.800km startet am südlichsten Punkt Norwegens und geht bis zum Nordkap.

Prokrastination

Zwischen meiner Mallorca Wanderung und dem Norwegenurlaub auf der Huskyfarm von Uwe liegen keine acht Tage. Selbst die sind gut gefüllt und somit bleibt wenig Luft sich gut vorzubereiten. Da ich seit jeher ohne Laptop arbeite, beginne ich 3 Tage vor dem Vortrag mit der Anfertigung der Präsentation. Die Schulzeit lässt grüßen. Ich habe aber einen gewissen Vorteil gegenüber der Schule. Ich weiß wovon Ich dieses mal rede und begeistert die Leute mit einem Vortrag über das Wandern mehr, als über bio-physikalische Prozesse.

Ein krachender Start

Wer selber nicht gerne in Mittelpunkt steht/ stehen möchte, kann durchaus nachvollziehen wie aufgeregt ich am Donnerstag, am Tag des Auftrittes, war. Als ich mit dem Auto von Berlin nach Magdeburg fahre, habe ich schweißkalte Hände, wenn ich daran denke alle Blicke auf mich gerichtet zu haben. Ich rede mir immer wieder ein, dass ich an sich doch voll locker bleiben kann. Es gibt keinen Druck eine schlechte Note zu bekommen und man weiß ja, wovon man spricht. Dennoch überlege ich mir wie ich das Publikum in den ersten Momenten in meinen Bann ziehen kann. In Gedanken kracht es am rechten Kotflügel, als ich auf die Autobahn mit 80 km/h Richtung Dresden an einer Baustellenausfahrt rauffahren will. Es fühlte sich so an, als wenn man über einen Bordstein gefahren ist, aber wo soll hier auf der Autobahn einer sein? Verwunder lasse ich kurz danach auf gerader Strecke das Lenkrad los und prüfe, ob das Auto noch gerade fährt, was es danach noch tut. Ich halte ein paar Kilometer weiter an, um zu überprüfen, ob noch alles dran ist. Auch da kann ich nichts feststellen und ich rätsele immer noch, was da so gepoltert hat bzw. durch was es ausgelöst worden ist. 

Foto: Jan-Christoph Elle
Foto: Jan-Christoph Elle

Zeit Ist Relativ!

Als ich am Künstlerkartell ankomme, werde ich von Tony freudestrahlend in den Armen genommen und ich empfange ihn gebührend. Die letzten Vorbereitungen laufen auf Hochtouren und die ersten Gäste trudeln gegen 18:30 Uhr ein. Unter ihnen sind viele bekannte Gesichter, bei denen ich mich natürlich am meisten freue! Danke, dass ihr da wart! Ihr habt mir durch die Gespräche den Druck genommen, aber auch gleichzeitig erhöht. Tony ist an seiner vorerst letzten Folie angekommen, wo er an der Grenze zu Norwegen und Schweden steht. Ein perfekter Übergang! Mir ist bewusst, dass ich jetzt nach vorne trete und bedanke mich bei allen, dass sie hier heute Abend erschienen sind, stelle Sarah (die leider nicht dabei sein konnte) und mich vor und beginne den Vortrag. Vor mir sehe ich eine verschwommene Masse, weil ich mich so dermaßen auf Wortwahl konzentriere, dass ich nicht mal Freunde erkenne. 

 

Nach einigen Minuten lässt das aber ziemlich schnell nach und ich komme in einen Redefluss, bringe das Publikum an einigen Stellen sogar zum lachen. Sie können sich super mit der Situation identifizieren und damit bin ich überglücklich. Trotz dessen bin ich erstmal froh, als es vorbei ist.

The Show Must Go On

Nachdem alles vorbei ist, gehe ich mit Marcus an die frische Luft. Er eine rauchen, und ich die frische Luft tief in meine Lungen aufnehmen. Nach und nach verlassen die Gäste das Künstlerkartell und reden mir Mut zu, noch weitere Vorträge zu halten. Ich bin leicht berührt und mein Herz geht auf. Was schöneres kann man sich nach seinem ersten richtigen Vortrag einfach nicht vorstellen. Danke an alle, die den Abend so schön gemacht haben! Euer Micha.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0