In Kooperation mit The European Agriculture Fund for Rural Development, Outdoors VisitFinland.com, VisitKarelia.fi & nicht zu guter letzt dem Norr-Magazin, durfte ich für mehrere Tage nach Finnland reisen, um die einzigartige Natur & Menschen dort kennen zu lernen und mir persönlich auch letztendlich einzugestehen, dass man nicht immer seine Reisen auf Adrenalin auslegen braucht. Auch flache Landschaften mit großen, naturbelassenen Flächen von Wäldern und tausenden von Seen haben ihren Reiz. Natürlich gibt es in Finnland auch Vielfraße (engl. Wolferine) & Bären, die wild in den Wäldern Finnlands umherstapfen.
Jeder, der an Finnland denkt, denkt eventuell als Erstes an Mika Häkkinen. Ein damaliger, erfolgreicher Rennsportfahrer, der zwei Mal Weltmeister bei der Formel 1 wurde. Als Zweites denkt man dann sicherlich, genau, an Rentiere und Lappland im Winter. Als Drittes würde man Rockbands wie Nightwish, HIM, Apocalyptica und Lordi aufzählen. Die finnische Hard-Rockband gewann als erste musikalische Vertretung Finnlands den Eurovision Songcontest im Jahre 2006. Doch es gibt so viel mehr in Erfahrung zu bringen, als man es für möglich gehalten hätte. Die wundervolle Flora & Fauna im Süden Finnlands. Genauer gesagt in Nordkarelien. In den nächsten Tagen wurde Ich ein aktiver Teil von Finnlands Kultur, Tradition, Lebensfreude und wurde Zeuge, wie verbunden die Menschen zur Natur sind. Gleich am Anfang meiner Reise konfrontierte Leena, unsere Organisatorin für die Reise, mich mit dem Wort „Ruska“. Ich sagte völlig perplex: „No, I’m from Germany…“, und grinste verlegen, weil ich dachte, dass sie meint, ich komme aus Russland. Sie lachte und erklärte mir daraufhin, was das original-finnische Wort beschreibt.
Nordic Walking
Was natürlich die beliebteste Freizeitbeschäftigung im Norden ist und woraus sich auch der Begriff ableitet ist, ganz klar, das Nordic Walking. Für mich das erste Mal mit den Stöckern, die ich hier in Deutschland nur belächle. Ich stellte mich umso mehr selten dämlich damit an und kam selbst nach knapp einer Stunde noch nicht mit den Dingern klar. Ich hoffe in Lappland läuft das etwas anders, weil man Gelenke entlastet und auch schneller voran kommen soll. Vorausgesetzt man beherrscht die Wunderstöcker!
Radfahren
Für mich ganz klar meine derzeitige Lieblingssportart. Wir fuhren ungefähr 15-20 km, was für finnländische Verhältnisse nicht sonderlich viel darstellen, aber man bekam einen kurzen & weiteren Einblick in die Vielfart von Sport- bzw. Fortbewegungsaktivitäten, die Finnland dem Besucher anbietet. Wir waren natürlich allesamt zu schnell unterwegs. Allesamt fit im Alter und konditionell gut aufgestellt eine leichte Sache mit den Bikes. Hier in Berlin sind Strecken von 20-40km am Tag keine Seltenheit und durch viele Unterbrechungen durch den Verkehr gut machbar.
Fischen
Finnland ohne Lachs fischen, wäre wie der Norden Deutschlands ohne Fischköppe. Drum ging es bei unserer Micro-Expedition mit dem Holzboot hinaus in die Nähe von Stromschnellen, wo sich Regenbogenforellen am liebsten aufhalten und von Anglern gefangen werden. Die Erfolgsaussichten stehen auch sehr gut. Innerhalb von 15 Minuten hat man schon sein erstes Prachteexemplar herangezogen. Natürlich wird auch hier darauf geachtet, dass das/die Gewässer nicht überfischt werden. Es gibt Lizenzen die man erwerben kann und danach sollte man auch fischen.
Für diejenigen, die auch wie Ich nicht wussten, was „Ruska“ heißt, hier die Aufklärung. Der Wandel von Sommer in den Herbst. Sozusagen der Indian Summer oder Altweibersommer, wie letzterer Begriff auch in Deutschland allgegenwärtig ist. Die gesamte Naturwelt ist im Wandel der Zeit. Die Welt Finnlands wird in ein farbenprächtiges Meer getaucht. Wo vor einigen Wochen noch alles saftig grün war, befinde ich mich jetzt in bunten Wäldern, die ihres Gleichen suchen. Im gleichen Atemzug werden die Nächte kälter, Tage kürzer und die Luft klarer & frischer. Und dann ist es da. Dieses tolle Gefühl am frühen Morgen, wenn der Tag anbricht. Nebelschwaden ziehen auf und lassen den eigenen Atem sichtbar werden. Kleinste Kristallpartikel funkeln im Sonnenlicht und verschwinden so schnell, wie sie gekommen sind. Die sanfte Kälte legt sich auf die Wangen und lässt das Herz kurz aufschlagen. Jeden Tag erlebte ich dieses genüssliche Gefühl von Freiheit und Unbändigkeit in Nordkarelien, unweit der russischen Grenze. Ich durfte den Koli-Nationalpark, welcher zu den schönsten Finnlands gehört, nicht nur für ein paar Tage erkunden. Ich erlebte ihn vielmehr mit seiner Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren. 2017 feiert Finnland seine 100-jährige Unabhängigkeit und eröffnet feierlich seinen 40. Nationalpark. Onnittelut! (Herzlichen Glückwunsch).
Meine erste Reise nach Finnland begann in Berlin und führte mich über die Landeshauptstadt Helsinki nach Joensuu. Anfangs noch mit einem Airbus A 320, war die Maschine nach Joensuu, mit Propellern ausgestattet, doch deutlich kleiner, aber genauso komfortabel. Am Flughafen Helsinki traf ich bereits unsere Reiseleiterin Leena an. Leena Yli-Piipari ist für Outdoors Finnland bzw. VisitFinland zuständig und betreute unsere Reisegruppe von Anfang bis Ende. Weiterhin teil nahmen noch Francesco aus Italien und Christophe aus Frankreich. Es war eine durchaus überschaubare Gruppe, aber sehr international. Das machte das ganze umso spannender. Francesco hatte es anfangs nicht ganz so gut erwischt, weil er gerade so seinen Flug bekommen hatte und sein Gepäck schaffte es nicht zur finalen Destination in Joensuu. Die Hoffnung war aber da, da uns versichert wurde, dass noch ein weiter Flieger am Abend den Flughafen erreiche und damit auch sein Gepäck.
Erleichtert machen wir uns mit einem Shuttle-Bus zu unserer ersten Station. Wir checken in unser höchstes Hotel ein, das man im Koli-Nationalpark finden kann, das Break Sokos Hotel Koli. Wir treffen auch auf unser nächstes Team-Mitglied, Susanna Saastamoinen, welche für VisitKarelia zuständig ist. Schnell unsere Sachen aus dem Shuttle-Bus holen, Formular fürs Hotel ausfüllen, ab auf das Zimmer, raus aus den Sachen und rein in den Bademantel. So habe ich mir das wahrlich vorgestellt. Ein guter Start in den ersten Tag für uns: „Ab ins SPA!“.
Für mich auch das erste Mal, aber was für ein erstes Mal. Als ich den Bereich mit den Anderen betrat, machte sich ein breites Grinsen breit, ob bewusst oder unbewusst, weiß Ich nicht mehr. Vor mir eine tolle Spa-Landschaft samt Pools, Entspannungsduschen, Whirlpools, Saunen, Fußbäder und Relaxraum. Als erstes ging es in den beleuchteten Pool mit musikalischer Untermalung und einem Glas Sekt. Das tolle an dem Pool. Wenn man mit den Ohren unter Wasser ist, kann man der klassischen Musik von Jean Sibelius zuhören und vollkommen entspannen. Wem das aber zu entspannt ist, wie für mich auch, der lieber mal draußen in der Natur im kalten Fluss oder See baden geht, der hat auch noch eine andere Möglichkeit dies im Spa gleich zu tun. Es befinden sich 2 Pools nebeneinander. Einer mit kuscheligen 34°C und der andere mit 7°C Temperatur. Nun kann man sich dementsprechend vorstellen, wie ein ausgewachsener Mann, der im Inneren noch Kind geblieben ist, immer wieder hin- und her gesprungen ist, um zu sehen, was der Körper so alles aushält. Francesco bewunderte mich, der es im 7°C kalten Wasser auch nicht länger als 10 Sekunden aushielt. Die, die es auch mal ausprobieren wollen, ob nun im Spa vom Break Sokos Hotel Koli oder in der freien Natur nach finnischer Art. Nicht der Wechsel von Heiß zu Kalt hat es in sich, sondern das Gegenteil. Ohne weitere Details zu nennen, aber man fühl sich danach, als wäre man neu geboren worden. Der ganze Körper kribbelt. Vom Haaransatz bis zu den Zehen. Wer sich dem ganzen nicht komplett aussetzen will, der kann auch kleiner im Fußbad anfangen, bei gleichen Bedingungen. Wer es richtig heiß mag, der fühlt sich in einer der 3 unterschiedlich temperierten Saunen so richtig wohl. Als letztes saßen wir als gesamte Truppe im 34°C erwärmten Pool unter freiem Sternenhimmel. Selbst ohne Aurora Borealis eine wunderschöne Atmosphäre, egal bei welchem Wetter. Unsere Organisatorinnen verließen uns dann nach einer Weile und ich ging noch mal in die Sauna. Ich schaute auf meine Uhr und dachte mir nur so: „ Hey ich habe ja noch locker über eine Stunde Zeit bis wir gemeinsam zum Abendessen gehen“. Das Dinner im Grill it! Restaurant sollte gegen 21:00 Uhr stattfinden. Es war 19:50 Uhr nach meiner Uhr, wunderte mich aber gleichermaßen, warum die anderen Beiden auch nicht mehr dort waren. Dann traf mich der Gedanke wie ein Blitz. Meine Uhr war noch nicht der finnischen Zeit angepasst worden, als eine Stunde vor. Es war schon 20:50 Uhr. Dazu kam noch diese typisch deutsche Angewohnheit oder wertgeschätzte Tugend immer pünktlich zu sein, egal wo. Aus dem entspannten Spa wurde ein Wettlauf mit der Zeit und obwohl ich schon aus der Saun raus war, schwitzte ich wieder, auch ohne 80°C, aber mit einer gehörigen Portion Zeitdruck im Nacken. Letztendlich war ich pünktlich und Christophe 10 Minuten später da. Alles war in bester Ordnung. Aber wer kennt es nicht. Man kommt am Bahngleich an und hat noch 10 Sekunden von Bahngleich 01 auf 13. Man rennt um sein Leben, nur um an der Tafel zu lesen, dass der kommenden Zug 10 Minuten Verspätung hat.
Gegen 23 Uhr lösten wir uns nach einem genüsslichen 3-Gänge-Menü auf und gingen auf unsere Zimmer, weil wir doch alle ziemlich erschöpft waren. Alle bis auf einem. Ich war noch aufgeputscht von der Reise und beschloss gegen 24 Uhr ein wenig zu wandern. Die Nächte im Süden Finnlands waren schon spürbar kälter als zur gleichen Zeit in Deutschland und so packte ich mir auch genügend Sachen zu meiner kleinen Nachtwanderung ein. Ich gönnte mir auf dem Zimmer noch eine heiße Schokolade, denn Wasserkocher und Schokoladenpulver wurden standartmäßig auf den Zimmern zur Verfügung gestellt. Nach kurzer Zeit begann meine Reise und endete nach nur 10 Minuten am höchsten Punkt des Koli-Nationalparks, dem Ukko-Koli (347m ü.NN). Das Besondere an dieser Nacht war diese friedsame Windstille. Vor etwa zwei Tagen war noch Vollmond und so strahlte dieser immer noch so hell, dass ich die mitgebrachten Kopflampen nicht benutzten brauchte. Ich wanderte noch weiter umher und genoss die Stille, fernab der Großstadthektiks Berlins. Gegen Nachts 02:00 Uhr wanderte Ich in mein Bett und schlief schnell ein, um am selben Tag 07:00 Uhr wieder aus den Federn zu sein. Das Frühstück ließ ich bleiben, da Ich generell kein Frühstücksmensch bin, was manchen Finnländer noch sehr verwundern wird auf unserer Tour.
Wild Animal Watching
Nunja, wilde Tiere sehen nun wahrlich anders aus als auf diesem Bild. Der hier ist eher niedlich und verspielt. Doch in Finnland kann man bei weitem noch abenteuerliche Jäger des Waldes sehen, beim Wild Animal Watching. Erä-Eero hat sich dem ganz Nahe zur Grenze von Russland verschrieben. Hier kann man in eigens vorgesehen und präparierten Hütten bzw. Unterkünften nächtigen. Wer die scheuen Tiere aber sehen möchte, bekommt nachts sowieso kein Auge zu und hat die selten Möglichkeit eines zu erblicken oder sogar ein Fotos davon zu machen.
Kayaking
Da Finnland knapp 190.000 Seen umfasst bietet es sich an nicht nur an Land auf Expedition zu gehen, sondern auch auf dem Wasser. Wer dem Element Herr werden will, ist mit einer Kanu-, Kayak-, bzw. Bootstour am besten geholfen. Auf dem Pielinen See, der 900km² umfasst und somit der fünftgrößte See Finnlands ist, hat man mehr als ausreichend Platz und Freiheit für sich und seinen Gedanken. Andere können sich natürlich auch bis auf das äußerste auspowern oder die vielen Inseln anfahren, die der Pielienensee hat. Satte 2.000 gibt es in diesem See. Da sollte es an Privatsphäre nicht mangeln.
Wandern
Wie fast alle skandinavischen Länder verfügt auch Finnland über ein ausgeprägtes und gut ausgebautes Wandernetz. Und dabei ist das Wort "Netz" wortwörtlich zu nehmen, denn man kann viele Wege miteinander kombinieren. Hier ist für jeden was dabei. Ob man nun nicht der sportlichste ist oder ein Aktivwanderer wie er im Buche steht. Dank des flachen Terrains in Finnland kommt man auch als Ungeübter nicht so schnell aus der Puste und ist meistens von der Sonne geschützt, da es in Finnland nur so von Bäumen wimmelt. Vorteil: Mehr Windschutz und saubere Luft. Nachteil: Diese verdammten Mücken im Sommer.
Am frühen Morgen durften wir eine Hiking- und Nordic Walking Tour mitmachen. Dabei ging es zu den verschiedenen Stationen wie dem Akka-Koli, Paha-Koli und dem Ukko-Koli, also dem höchsten Berg des Koli-Nationalparks. Damals wurden hier Verurteilte den Berg herunter geschmissen. War der Verurteilte schuldig, überlebte er den Absturz nicht und stürzte bis auf den Boden. Konnte der Verurteilte sich an einem Baum festhalten und überlebte den tiefen Sturz, so war dieser frei von Schuld. Nicht ganz so finster ist es auf den Wanderpfaden, wo man sogar eine Trauung abhalten kann. Nicht nur in den warmen Monaten, sondern auch im Winter. Unterhalb des Aussichtspunktes vom Akka-Koli befindet sich der „Temple of Silence“, wo eine Art Altar aufgebaut ist. Hier kann man die Hochzeits-Zeremonie abhalten. Wer also ganz speziell heiraten möchte, der kann dies an diesem wundervollen Ort in Nordkarelien tun. Des Weiteren ist die Tour auch für jedes Alter geeignet. Für jeden, der kurze und intensive Trips zu den Aussichtspunkten mag oder auch mehrtägige Trips. Der Nationalpark hat alles zu bieten. Man genießt einfach die märchenhafte Idylle fernab von Stress & Hektik. Wer auch in Deutschland mit Nordic-Walking –Stöcken bewandert ist (Achtung: Wortwitz), der wird hier sein Paradies finden. Gut ausgebaute und breit begehbare Pfade leiten einen immer wieder zu wundervollen Stationen wie dem Koli Keidas, eine idyllische Farm samt Bed & Breakfast für alle Naturverbundenen da draußen. Hier geht es noch sehr traditionell und bodenständig zu. Das Essen bekommt man hier nicht im Supermarkt, sondern wirklich direkt um die Ecke. Hier werden Kräuter, Gemüse usw. noch selbst angebaut, geerntet und zu Speisen weiter verarbeitet. Früchte wachsen auf den Wiesen und Wäldern. Die Wäsche wird noch zwischen den Bäumen auf der Leine aufgehängt. Das Wasser holt man sich einfach aus dem nächstgelegenen Bach. Man braucht aber nicht auf den skandinavischen Komfort, den man hier überall in Nordkarelien erwartet, verzichten, denn mit viel Charme, Liebe zum Detail, kuschelig warme und rustikale Betten, heiße Kachelöfen, wenn es kälter wird und natürlich freundlichen Menschen um einen herum, wird man wie die Einheimischen Eins mit der Natur.
Mittags wurden wir alle Teil einer karelischen Tradition, dem Bomba Haus, welches sich in der Nähe von Nurmes und nördlich des Pielinen-Sees befindet. Hier kann man sich mit traditionellem Essen verwöhnen lassen und die urige Atmosphäre, die das Haus ausstrahlt einfangen. Ich empfehle hierzu das spezielle karelische Gebäck namens „KARJALANPIIRAKKA“ und Eibutter dazu. Köstlich! Auf dem Mittagstisch standen allerlei kleine Sachen. Nur irgendwie passte zu dem Pilzsalat, der Eibutter, den Sprotten und der Wurst irgendwie der Honig nicht ins Bild. Ich fragte dann womit man den Honig isst. Da wurde mir allen Ernstes gesagt, zu dem Fisch. Francesco bestätigte mir dies auch noch, dass dies typisch russisch sei, Fisch & Honig in Kombination zu essen. Durch meine Restaurant-Kenntnisse in Sachen Chinesisch, kenne ich süß-sauer, aber das war mir wirklich abstrus. Ich probierte es dennoch und war doch positiv überrascht über die Harmonie. Probiert es am besten selbst aus. Nach dem Mittagessen ging die Schwitzerei wieder los. In das Bomba-Hotel einchecken und der neue Einquartierungs- und Umziehrekord wurde von mir persönlich eingestellt, da wir nur 10 Minuten Zeit hatten, weil es danach weiter zum Kanu fahren ging. Ich hatte eine Bestzeit von 7 Minuten und klopfte mir selbst auf die schweißgebadete Schulter. Auf zum Holiday and Youth Centre Hyvärilä ganz in der Nähe des Bomba Hauses. Hier kommt man gerade als Jugendlicher & Jung gebliebener voll auf seine Kosten. Viele Nationen hausen unter einem Dach. Daraus ergeben sich viele kulturelle Gespräche und Aktivitäten, die man dort gemeinsam machen kann. Es ergeben sich vielleicht sogar Freundschaften über die Landesgrenzen hinaus. Für uns hieß es ab ins Kanu. Da ich generell schon seit Jahren Kajak fahre, freute ich mich indes speziell auf diese Tour. Wir waren insgesamt 3 Boote und fuhren hinaus auf den knapp 900 km² großen Pielinen-See. Für Francesco und Mich ging es in ein Kanu. Francesco war also die Engine, die Maschine. Er saß vorne und machte 10 Züge, währenddessen Ich der Captain war und 1-2 Züge zum Korrigieren der Richtung. Ob ambitionierter Kanufahrer oder als Anfänger. Hier hat man seinen Spaß und kräftigt auch sein Team-Work, ob mit Partner/in oder Freund/in. Vorher bekommt man eine Instruktion, wie man Ein- und Aussteigen soll und welche Rudertechniken einen sicher über den See oder ans Ufer bringen. Sehr gut erklärt und für jeden schnell erlernbar. Man könnte bei diesem riesigen See durchaus meinen, dass man sich mit seinem kleinen 2-Personen-Kajak sichtlich verloren kommt, aber dem ist nicht so., denn der Pielinen-See umfasst sage und schreibe rund 2.000 kleine Inseln. Man kommt sich so vor als sei man der/die König/in Nordkarelien, weil einem der Pielinen-See mit seiner Ruhe ausstrahlenden Schönheit zu Füßen liegt. Wegen der hohen Anzahl der Inseln, gibt es also immer wieder Stationen, an denen man anlegen und sein Zelt aufschlagen kann. Denn auch in Finnland gilt das Allemansrätten, das Jedermannsrecht, welches besagt, dass man sich überall in der Natur aufhalten und dort auch übernachten kann, es sei denn es ist ein Privatgrundstück, von das man sich mindestens 150m fernhalten sollte. In den Nationalparks, gerade im Koli-Nationalpark, gibt es auch genügend Zeltplätze. Diese werden gut instand gehalten und bieten eine tolle Wildnis-Atmosphäre, da sie sehr gut integriert sind. Meistens gibt es sogar Feuerstellen für das Lagerfeuer oder zum Grillen. Wer Feuer machen will benötigt natürlich auch Holz und selbst dafür ist gesorgt. Es überleben also selbst Leute, die aus dem Großstadtdschungel kommen und sich sowas nicht zugetraut hätten. Ganz klar empfehle Ich hierzu auch den Herbst. Klar sind es die Farben, die alles noch viel schöner wirken lassen, was es so schon ist. Aber es gibt einen noch viel wichtigeren Grund, der auch oder gerade in Skandinavien einen wichtigen Grund spielt. Die Mücken. Plagen einem die kleinen Biester noch im Sommer, sind diese im aufkommenden Herbst, dem Ruska, nahezu komplett verschwunden. Das habe ich schon auf den Herbstreisen nach Norwegen und Schottland mitbekommen. Hinzu kommen noch die milden Temperaturen. Klar, hat man sich den einen Pullover oder eine Unterhose mehr anzuziehen, wenn es draußen dunkel wird und man zelten will. Es hat aber den Vorteil, dass man nicht allzu sehr schwitzt, ergo, man benötigt auch weniger zu trinken. Der Körper ist nicht klebrig vom Schweiß und man braucht nicht so viele Wechselsachen. Da Anfang September auch die Polarlichter-Saison anbricht, hat man sogar das Glück auf Polarlichter. Die Tage sind also noch 12 Stunden hell und man kann noch einiges erleben. Wer z.B. im Herbst einige Zeit draußen an der frischen Luft verbracht hat, sei es Hiking, Biking, Nordic-Walking, Kanu fahren oder andere Freizeitaktivitäten, aber immer noch nicht genug davon hat, dem sei das Siimes Holiday Cottage oder auch ganz einfach Bomba Action ans Herz gelegt. Dort, gegen späten Nachmittag angekommen, fanden wir einen sehr idyllischen Ort vor. Doch die malerische Idylle kann trügen.
Hier im Bomba Action kann man allerhand erleben und machen. Neben dem Angeln auf dem See, kann man auch das sogenannte Flyboarding machen. Man kann den See dann in einer Höhe von mindestens 3-5 Metern betrachten, wenn man das nötige Gleichgewicht hat. Auf dem Land kann man dann auch mit dem ATV (All-Terrain-Vehicle) umher fahren. Für uns sollte es aber alles entspannter zu gehen, zum Beispiel in eine kleine traditionell, finnische Hütte. In der Mitte eine Feuerstelle und rundherum Sitzbänke mit Rentierfellen ausgestattet. An der Feuerstelle wurde schon das leckere Abendessen für uns vorbereitet. Neben den leckeren Köstlichkeiten, wie selbstgemachten Saft und allerlei Salaten prunkten am Herz der Feuerstelle die Goldstücke unserer Abendmahlzeit. An länglichen Holzplatten befestigt hingen sie, leckere Lachsseiten. Wie ich auf der Reise lernen werde, braucht der Lachs oder die Regenbogenforelle ganze 75 Minuten um zu garen. Mir ist durchaus bewusst, dass sich der Wert nach Abstand und thermischer Einwirkung ändert, aber als groben Zeitplan für den Garprozess, werde ich die Zeit nicht mehr aus meinem Kopf bekommen. Vielleicht darum, weil der Lachs später auch so höllisch lecker gewesen ist. Zum ersten Mal hatten wir auch die Abendsonne und keinen Wind an diesem Tag. Eine wundervolle Stimmung, da alles in ein starkes Orange getaucht wurde, der Himmel blau war und nur kleine Wolken über die Landschaft glitten. Wieder einmal ein toller Ausklang von einem ereignisreichen Tag. Dieses Mal konnten wir aber typisch finnisch die Sauna genießen. Selbst der Ofen ist traditionell und schon über 70 Jahre alt, wenngleich auch restauriert. Hier kommen einem geballte 80-90 °C entgegen. Anders als in Deutschland, so wurde es mir von den Finnen erzählt, gibt es in den finnischen Saunen keine Zeitbegrenzung. Ich habe des Öfteren in Deutschland die Sanduhren gesehen, um evtl. eine Auge darauf zu haben. Man bleibt aber einfach so lange, wie einem danach ist. Wenn einem der Aufguss dann doch zu heiß wird, der kühlt sich im knapp 20 Meter entfernten See ab. Keine Sorge, der See wird nicht um 1x10-20 °C erwärmt, sondern ihr kühlt, zumindest von der ersten Hautschicht von 80°C auf satte 13°C oder weniger herunter. Wer eine nicht ganz harte Schocktherapie präferiert, der kann sich auch im hölzernen Mini Pool abkühlen. Dieser hat eine Temperatur gleich unseres Körpers und man fühlt sich einfach Pudelwohl. Es wurde nach dem Sonnenuntergang auch deutlicher kühler und wenn man dann in diesem Pool sitzt und das Wasser fängt an zu dampfen, um einem die klare Abendluft, der Geruch von Moos und Wald, ab und an das Plätschern des Wassern vom See an den Steinen, lassen die Gedanken für diese Momente einfach nur Gedanken sein und man schaltet komplett ab. Man stelle sich nur vor, ein Wochenende dort mit Freunden oder der Familie im Herbst, man isst lecker, geht in die Sauna, ab in den See, entspannt im Pool und die Sternen über einem, denn die Luft in Nordkarelien soll besonders gut sein. Auch dadurch, dass die Umgebung nicht mit sogenanntem Licht-Smog verseucht ist, kann man viel mehr Sterne sehen, als in den großen Teilen Deutschland, da es dort kaum große Städte bzw. Industrien gibt. Wer also eine Sternschnuppe sieht, der braucht sich nichts mehr zu wünschen. Man befindet sich schon im Paradies. Nach dem Abendessen, welches vorzüglich war, Gesprächen über italienische Autos (Ferrari) und die Kosten für die Anschaffung eines Auto in Finnland, sind wir dann mit einem freuendem und tränendem Auge zurück in unser Break Sokos Hotel Bomba gefahren. Dort hieß es Hyvää yötä! Gute Nacht! Übrigens findet man dort auf dem Zimmer auch Trocknerschränke im Badezimmer. Riesige Kühlschränke, die aber das Gegenteil machen und die Sachen mit bis zu 70°C trocknen. Gerade für die Winterzeit eine grandiose Idee. Damit meine Ich nicht, dass man seine Kinder dort reinstellen und trocknen soll.
Mein Frühstück bestand aus einem Cidre aus der Minibar, den ich mir aber schon abends vor dem schlafen gehen gegönnt habe. Generell wurden wir immer gut mit dem besten, finnischen Essen versorgt. Man brauchte sich keinerlei Sorgen um seinen Waschbärbauch machen. Der Hunger schärft ja bekanntlich die Sinne, zumindest bis zu einem speziellen Punkt. Ab diesem Punkt hilft dann nur noch ein Snickers.
Frisch aufgetankt mit neuer Energie fuhren zur Guesthouse to Guesthouse Tour und endlich, da waren Sie! Wer sich noch den zweiten Punkt aufrufen kann, wenn man an Finnland denkt, weiß wovon Ich spreche. Rentiere! Diese kuscheligen Begleiter vom Weihnachtsmann. Dieser kommt übrigens ursprünglich aus Finnland und nicht, wie immer behauptet wird, vom Nordpol, aber er existiert. Ich konnte sogar ein weißes Rentier sehen und anfassen. Doch als erstes wurden wir begrüßt und wie? Natürlich in traditioneller Tracht, einem frischen Stück Brot und selbstgemachtem Johannisbeerensaft. Lecker! Dann ging es ins Gehege. Die Rentiere wurden gefüttert und schmatzten so vor uns hin. Hier wurde mir auch gesagt wie viele weiße Rentiere in einer Population sind, ungefähr 15 Prozent. Man brauch also schon etwas Glück eines in freier Wildbahn zu sehen. Danach ging es rauf auf den Ledersattel. Ein Freudenfest für mich, der selbst gerne Touren am Tag von 50-80km am Tag macht, wenngleich wir auch „nur“ 23 km zum Gästehaus Puukarin Pysäkki gefahren sind. Schneller als gedacht erreichten wir unser nächstes Etappenziel und hungrig vom Rad fahren, freuten wir uns schon riesig auf das essen, denn auch hier wird alles gesammelt, was die Natur zu bieten hat. Die Betreiberin meinte auch, dass sie nicht zwischen Kräutern, Pflanzen usw. unterscheide. Für sie sind da draußen alles Kräuter. Sie verarbeitet auch die Blumen im Essen. Natürlich nur die essbaren. Dementsprechend außergewöhnlich war auch die Mahlzeit mit leckerem Fisch, selbstgemachter Majo, Kartoffeln, Eibutter und frischen Salaten aus der Umgebung. Auch die Kombination der Gewürze zueinander war ein Genuss für den Gaumen. Ich habe noch nie so gute Küche gehabt, wo die Ingredienzien aus der umliegenden Nähe waren. Alles aufeinander abgestimmt. Uns wurde dazu noch auf einem klassisch finnischen Musikinstrument, der Kantele, ein Lied vorgespielt und dazu gesungen. Von Bären in den Wäldern Nordkareliens. Wer dort länger bleiben möchte, als wir es taten, kann auch gerne übernachten. Die Guesthouses sind miteinander verbunden und man kann auch im Winter eine Cross Country Skiing Tour machen, im Sommer/Herbst wandern oder wie wir es taten, Rad fahren.
Jetzt wurde es doch noch mal so richtig spannend. Wir fuhren vom nördlichsten Zipfel des Pielinen-Sees Richtung Südosten nach Erä-Eero, in der Nähe von Lieksa, 40 km von der russischen Grenze entfernt. Hier wollten wir den wilden Tieren Nordkareliens richtig nah sein, Meister Petz sozusagen die Hand reichen, Hallo sagen. Dafür gibt es hier eine Menge Möglichkeiten, denn auf dem riesen Areal befinden sich Beobachtungsposten. Da zum Beispiel der Vielfraß oder der Bär nicht zu Hundertschaften in den Wäldern vorhanden ist, wird das Gebiet gut präpariert. Es werden aber nur kleine Köder ausgelegt, da den Tieren nicht der Jagdinstinkt genommen werden soll, wenn sie sich immer nur an derselben Stellen den Magen voll hauen und dadurch nicht mehr auf Nahrungssuche gehen müssen. Die Kabinen, die teilweise bis zu 8 Leute beherbergen können, sind alle mit Betten und Schlafsäcken ausgestattet. Für die ambitionierten Fotografen wurden sogar extra Kabinen mit Stativhalterungen eingerichtet. Man braucht also kein eigenes Stativ mitzunehmen bzw. wer es vergessen hat, wird sich keine Sorgen machen müssen. Auf jeden Fall ist ein Teleobjektiv von Vorteil, am besten dazu noch ein lichtstarkes, da die Tiere meistens zur Abend- und/oder Morgendämmerung erscheinen. Ich hatte zwar ein Lichtstarkes Objektiv dabei, aber die Brennweite war sehr fragwürdig. Ich hatte leider nur 12-24mm und 35mm dabei. Die Tiere sollten also schon richtig nah zur mir heran kommen, um ein gutes Foto hinzubekommen. Ich wurde unten alleine einquartiert und schon beim Aussteigen aus dem hatte man still zu sein, denn Lärm verschreckt bekanntlich die Tiere. Ich vermied jedes knacken eines noch so kleinen Astes und bewegte mich schleichend Richtung Obsersavationsposten. Francesco wurde vorher zu einem anderen Aussichtspunkt verlegt, da hier auch eine hohe Wahrscheinlichkeit war, den Vielfraß zu sehen. Christophe, Leena & Susanna wurden weiter oberhalb des Sees einquartiert, wohingegen Ich einige Meter unterhalb meine Stellung bezog. Die Kabinen sind mit finnischen Toiletten ausgestattet. Sozusagen die guten, alten Plumpsklos aus den Datschen. Blöd nur, wenn man gerade alleine gelassen wird, sein Geschäft verrichtet hat, die Spuren am Körper beseitigen will und die Tür wieder aufgeht, wo Eero mir noch erklären wollte, wo ich die Kamera am besten positioniere. Was ein Schreck, wenn man auf dem stillen Örtchen sitzt und Eero nur finnisch redet. Aber keine Sorge, eine freundliche Dolmetscherin ist immer dabei.
Nun saß ich da, vor mir der See, ein paar Enten darauf und 2 Raben, die sich gegenseitig jagten. Es war 16 Uhr und ich hatte noch 3-4 Stunden bis zur Dämmerung. Alleine. Das erste was ich tat war, mir eine heiße Schokolade zu machen. Mir war nicht entgangen, dass ich noch 3 Beutel Hot Chocolate aus dem Hotel mitgenommen hatte, die auf dem Hotelzimmer zum freien Verzehr angeboten werden. Wenn man in der Kabine ist, sollte auch alles relativ schnell gehen. Die Sachen liegen nach 2 Minuten dann auf dem Bett, die man für die Nacht benötigt. Ein Heizungsstrahler ist auch vorhanden, falls man kalte Füße bekommen sollte, denn man kann hier das ganze Jahr beobachten, auch im Winter, selbst wenn der Bär seinen Winterschlaf hält, sind ja noch die anderen Wildtiere aktiv. Ich packte mich trotzdem in 4 Schichten ein. Lieber erstmal zu warm, als am Ende frieren, denn wenn man 3 Stunden sitzt und konzentriert aus den Schlitzen guckt, kühlt der Körper dann doch herunter, da muss man nicht seinen Stolz haben. Wir sind hier in der Natur und da geht Funktionalität vor Schönheit, also auch noch die neuen, von Leena spendierten, roten Socken über die anderen Socken drüber. Was ein wohliges Gefühl und bereit den Prädatoren von Auge zu Auge zu gucken. Ich wartete und wartete und wartete. Das Einzige, was ich sah war ein Rudel Enten auf dem See. Nichts weiter. Ich gebe auch zu, dass ich den Vielfraß nur vom Wort her kenne. Ich konnte nicht mal ein Bild zuordnen und habe es dann in der Unterkunft von Erä-Eero gesehen, wie das Tier aussieht. Sehr knuffig! Ich hatte meinen Live-View von der Kamera ab 20 Uhr an, weil die Kamera dann mehr sehen konnte, als mein Auge. Auf einmal sah ich etwas aufblitzen! Gespannt erschrak ich auf und setzte mich wieder auf Lauerstellung. Aus der Ferne sah ich ein Taschenlampenlicht und beruhigte mich wieder. Francesco gesellte sich zu mir dazu und ich berichtete ihn von meinen Erfolgen der Predator-Ducks. Francesco hatte durchaus mehr Erfolg gehabt und konnte wundervolle Bilder vom Vielfraß machen. Ich war schon neidisch, aber ich hatte dennoch die Hoffnung noch einen zu sehen, ja, vielleicht sogar einen Bären. Doch es war schon zu dunkel und wir machten gegen 22:00 Uhr die Augen zu. Die Betten waren auch wirklich bequem. Ich schlief die Nacht durch wie ein Bär den Winter. Gegen 07:00 Uhr ging es dann weiter, aber keinerlei Anzeichen von Bär & Vielfraß. Der einzige Vielfraß, den ich zu der Zeit hätte sehen können, war mein Spiegelbild. Die anderen holten uns eine Stunde später ab und ich legte meine nüchterne Enttäuschung dar, weil selbst Leena hatte den Vielfraß von weiter oben gesehen, wenngleich auch nur ganz kurz. Von Susanna und Christophe fehlte jede Spur. Susanna erzählte mir dann, dass die Beiden noch am Abend zuvor wieder ins Haupthaus von Erä-Eero eingekehrt sind, da es für Christophe einfach nichts war. Für mich war es dennoch spannend, selbst wenn man nichts sieht. Es ist ja nichts anderes als beim Angeln. Geduld ist alles und eventuell hat man einfach mal Glück. Susanna wollte mir aber noch mal die Gelegenheit geben und mich noch einmal in eines der Beobachtungsposten einquartieren lassen, wo auch Francesco am Vortag war. Sie stellte mir vor die Wahl. Nach dem Frühstück ein Saunagang oder die Möglichkeit einen Vielfresser oder Bären zu sehen. Ich neigte ja innerlich schon zu der Sauna, aber ich war halt das erste Mal hier und wollte die Chance ergreifen und nutzte sie letztendlich auch. Sauna hatte ich schon. Ich ging also mit Eero wieder tief in den Wald. Er streute wieder einige Köder aus und da saß ich. In einer Einzelkabine mit Bett, Toilette und Mir selbst. Ich saß und wartete, wartete und saß. Doch dann! Was war das? Ich hatte mir noch ein Fernglas ausgeliehen und sah in ungefähr 80 Metern was vorbei laufen. Dabei war ich mir nicht sicher, ob es am Boden war oder eventuell doch nur ein Rabe, der schon die ganze Zeit so tief flog. Doch dann war es wieder da. Ein Vielfraß! Und er wandte mir den Rücken zu. Na großartig! Ich freute mich trotzdem. Er verschwand wieder im Wald und einige Minuten später tauchte er wieder auf und kam immer näher und näher. Ich hörte in der Stille mein Herz schlagen. Jetzt nur kein Geräusch machen. Jedes kleinste knatschen von den Dielen, könnte den Prädator zur Flucht bringen. Meine Bewegung blieb fließend und dennoch langsam. Ich wusste nicht, ob man mich von der Vielfraß-Perspektive von außen sehen konnte. Er kam auf 3 Meter an mich heran und verschwand genauso schnell, wie er aufgetreten war. 30 Minuten wartete ich noch, aber ich brauchte nicht mehr, denn auch Ich hatte endlich Glück. Das stellte auch die Anderen zufrieden und glücklich.
Wir verabschiedeten und bedankten uns bei Eero und seiner Translationsgehilfin und fuhren noch näher an die russische Grenze gen Osten. Es war sozusagen ein Katzensprung bis dorthin, schätzungsweise 12km. In Ruunaa gibt es auch ein Hiking Centre und das macht seinen Namen alle Ehre, den um Ruunaa herum gibt es ein Wandernetz von über 50km zu erkunden und sind ein Teil des Bear-Train-Netzwerkes, welches insgesamt 143km umfasst. Es gibt also viel zu erkunden. Doch wie in Finnland üblich, gibt es auf dem Wasser gleichermaßen viel zu erkunden wie auf dem Land. Nach dem Mittagessen fuhren wir mit einem großen Fischerboot auf den See heraus. Dieses mit Motor angetriebene Boot ist komplett aus Holz und hat 4 Sitzbänke für die Passagiere. Das Wasser war an diesem Tag besonders ruhig und die verschieden farbigen Bäume spiegelten sich in dem klaren Wasser. Hier kann man auch von Insel zu Insel mit dem Boot fahren. Hier sei aber gesagt, dass das Angeln nur mit Wurm erlaubt ist. Wer z.B. wie wir Regenbogenforellen angeln will, benötigt eine spezielle Lizenz und auch nur mit dieser darf man maximal 3-5 Lachse in einem gewissen Gebiet angeln. Wir waren generell erst einmal motiviert einen Fisch zu fangen. Wir legten mit dem Motorboot an einer Insel an und dort wurde auch schon der Fisch geräuchert. Wir hatten also knapp 75 Minuten Zeit für unseren ersten, großen Fang. Zusammen mit Christophe saß ich in einem Boot, das von einem Fischer bewegt wurde. Mithilfe von Rudern fuhren wir in die Nähe der Kattilaskoski-Stromschnellen. Jeder der Filme von Lachsen gesehen hat weiß, dass diese immer gegen die Strömung schwimmen und teilweise an Wasserfällen aus dem Wasser springen und von Bären gefangen werden. Da wir keine Bären sind und auch kein Wasserfall in der Nähe war, versuchten wir es deswegen ganz einfach mit der Angel. Nach nur 20 Minuten hatte Christophe schon den ersten Biss, zog die Angel aber zu früh an und startete einen zweiten Versuch. Da klappte es auch und er zog seine erste Regenbogenforelle aus dem Wasser. Ich wollte es ihm natürlich gleich tun und nahm auch eine Angel zur Hand. Kamera weg und „Petri Heil!“. Das letzte Mal angeln war schon ewig her. Ich war 10 als ich 100 Fische aus dem See gefischt habe. Ein glückliches Händchen hatte ich zumindest. Und nach 15 Minuten biss einer an. Geduldig wartend bewegte sich die Angel immer Stärker bis der Wiederstand so groß wurde, dass ich die Angel anzog und die Sehne einholte. Da war das Prachtexemplar! Nur etwas kleiner als Christophes Fisch, aber sicher genauso lecker. Wir versuchten noch einen Zweiten zu fangen, aber das reichte ja auch aus. Für einen ausgewachsenen Menschen benötigt man keine 2 Forellen, um ihn satt zu bekommen. Auch das andere Boot hatte denselben Erfolg und so fuhren wir glücklich an die Anlegestelle zurück, wo die Fische auch direkt, frisch ausgenommen wurden. Da für uns schon die Forellen geräuchert wurden, nahm Susanna die Fische für ihre Eltern mit. Wer also auch mal Lachse angeln will und nicht gerade in Jemen, der ist im Ruunaa Hiking Centre perfekt aufgehoben.
Und da war sie vorbei. Die abenteuerliche Zeit in Nordkarelien. Wir fuhren noch am Abend zurück nach Joensuu und checkten im Hotel Greenstar, im Stadtzentrum ein, gingen noch in ein lokales Restaurant am Abend und unterhielten uns über die Zeit in diesem tollen Teil Finnlands. Mir persönlich kam es echt vor, als wäre Ich in Kanada unterwegs. Etwas kleiner und beschaulicher, aber genauso schön. Die zig tausend Birken, die ganze Wälder bilden. Ein für bis dato noch unbekannter Fleck wilder Natur hat sich mir in den wenigen Tagen näher gezeigt. Und ich kann mit Verlaub sagen, dass ich diesen schönen Flecken Erde noch einmal besuchen werde. Das Land und die Leute haben es mir wirklich sehr angetan. Diese Symbiose zwischen Mensch & Natur, die ich hier in Deutschland wirklich sehr vermisse, wird dort gelebt. Nachhaltiges Leben in Nordkarelien und generell in Finnland nicht nur ein Wort. Es ist ein Brauch der dort gepflegt wird. Man versucht trotzdem Modern zu bleiben, aber nicht die alte Tradition außer Acht zu lassen. Viele regionale Produkte, die mit viel Liebe & Hingabe weiter verarbeitet werden, schaffen in Nordkarelien eine andere Sicht auf die Dinge, wie man leben kann. Man lernt zu entschleunigen und (re)aktiviert seine Sinne. Eine ganz besondere Reise in den Süden vom hohen Norden Skandinaviens. Kiittää Suomi!
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