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Dänemark: Sønderjylland

Über den Ochsenweg auf den N8


Die Wolken hängen tief über Flensburg als Sarah und ich unsere Radtour starten. Der Wind bläst uns kräftig in den Rücken und erleichtert den Beginn einer wunderschönen Tour auf dem nationalen Radweg N8 über Sønderjylland und Fyn.

Zwischen Wiesen, Internierungslager und Industriegelände

Auf dem Ochsenweg rollen wir mit unseren Rädern eher unspektakulär nach Dänemark über. Neben uns sind Fernfahrer mit ihren schweren LKWs neben einem riesigen Industriegebiet unterwegs. An der Grenze eher trostlos, ist es dahinter schon viel ruhiger. Wir fahren auf einer wunderschön geführten Fahrradstrecke zwischen ausgedehnten Feldern und Wiesen entlang. Es ist oftmals so still, dass nur das Surren der Reifen auf dem Asphalt zu hören ist. Als wir das wohl am besten erhaltene Internierungslager Europas in der Nähe von Padborg durchqueren, ist es nicht von der Hand zu weisen, dass in Sarah und Mir ein komisches Gefühl aufkommt. Der Radweg führt hier direkt entlang und es ist eine wichtige Lehrstunde für uns, da wir in der Schule nicht viel über die Kriege mit Dänemark gelernt haben.

 

Die schlechteste Bolognese aller Zeiten

Am Abend erreichen wir die erste Unterkunft (Fjordlyst) und sind froh ein Dach über dem Kopf zu haben. Der Regen setzt  ein und die Tropfen laufen ununterbrochen am Fenster hinunter. Nach einer erfrischenden Dusche fahren wir mit unseren Drahteseln hinunter ans Meer, bis wir an eine Küstenstrasse entlang kommen, die trotz des Schietwetters ein kleines Highlight ist. Nach der wohl schlechtesten Spaghetti Bolognese aller Zeiten bei einem Italiener in der Stadt schlendern wir gemütlich durch die verwinkelten Gassen der Stadt, bis wir wieder zurück fahren, ankämpfend gegen starke Windböen und den Anstieg zur Unterkunft hinauf. Wir fallen tot ins Bett. 

Spiderman + Affe = Ich im Kletterpark

Heute geht es hoch hinaus! Auf, Auf zum Kletterpark (High Park), der nur 15 km weiter auf unserer Strecke liegt. Die Wettervorhersage für heute sagt schweren Regen über mehrere Stunden voraus. Es geht für mich als Neuling auf einen abwechslungsreichen Parcour. Einige Passagen sind wirklich kinderleicht, auch als Anfänger. Andere hingegen haben es in sich und es benötigt Kraft, Ausdauer und Geschick. Genau die Herausforderungen, die ich brauche! Perfekt!  Für mich schon ein kleines Abenteuer! Nach 2 Stunden Spaß, Anstrengung und Absolvierung des zweitschwersten Kurses, zittern meine Muskeln und ich klinke mich aus dem System aus. Zeit für eine Stärkung! Auch für Sarah, denn die widrigen Wetterumstände haben ihr die gesamte Zeit über ordentlich zugesetzt. 

Der Dänische Dürüm

Als Stärkung gibt es nebenan super leckeren Pfannkuchen im Pandekagehus. Dieses ist rustikal und gemütlich eingerichtet. Es ist zwar mollig warm, doch umso mehr freue ich mich auf die heiße Schokolade mit Sahne und Schokostreusel oben drauf, weil wir doch recht durchgefroren sind. Alleine schon beim Gedanken daran wird mir warm. Dann kommt die Hauptspeise und Spezialität des Hauses, wovon Sarah & Ich noch heute schwärmen. Der Pfannkuchen ist gefüllt mit frischem Salat, Rindergehacktes und deliziösem Dressing. Genau das Richtige für uns, nach so einem ereignisreichen Tag.

 

Nice-to-Know

Draußen befindet sich eine Reparaturstation mit dem nötigsten Werkzeug, falls man eine Panne hat oder kurz davor ist. Diese finden wir sehr häufig auf dem N8 an.

 

Es regnet so stark, dass wir kaum die Augen offen halten können. Die Schutzbleche am Fahrrad können die enormen Wassermassen nicht davon abhalten, unsere Schuhe komplett zu durchnässen. Die Stimmung am Tiefpunkt. Nur wenige Minuten machen wir an einen der vielen, kleinen Häfen halt, als plötzlich aufklart. Wir durchqueren Wälder, kleine Dorfgemeinschaften, fahren entlang der Küste. Es gibt nur wenige Abschnitte, die über sandigen, unbefestigten Waldboden führen. Sønderjylland hält also was es Radfahrern verspricht. 

 

Man könnte behaupten, dass der Süden Dänemarks nur aus Kirchen, sanft geschwungenen Hügeln, einigen prunkvollen Schlössern und Hotdogs besteht. Schaut man aber genau hin, entdeckt man die vielen Details, die uns so verzaubert haben. Seien es die freundlich, aufgeschlossenen Menschen, die vielen Hofläden, blühende Felder und besonders die befreiend Nähe zum Meer. 

 

Wir sind abends froh in einer Holzhütte in Haderslev direkt an einem See zu sein (Danhostel). Als wir aus dem Fenster ist es für die Uhrzeit beängstigend dunkel. Die Bäume biegen sich unter dem gewaltigen Sturm, der über uns hinweg fegt. Wir sind froh jetzt nicht draussen unterwegs zu sein und genießen unser kühles Bier in der sicheren Holzhütte.

 23. Juno 2018 


Spritztour auf dem Meer

Ich bin ein großer Kajak-Fan und kurz, nachdem wir die Unterkunft Iller Slot erreicht haben, wird uns spontan eine Kajaktour direkt in der Flensburger Bucht angeboten. Nach dieser erfreulichen Nachricht werden wir abgeholt und fahren mit unserem Kajak Guide von 

Flensborg Fjord Kajakudlejning rauf aufs offene Meer. Bin ich ruhige und schmale Flüsse gewohnt, ist das hier was ganz anderes. Der Wellengang ist zwar mäßig und ich gebe sofort mein Bestes, auch um bei Sarah anzugeben, doch das rächt sich nach nur 20 Minuten Fahrt mit dem Kajak. Bei der Rücktour peitschen die Wellen frontal gegen das Kajak. Aufgewirbeltes Wasser spritzt mir abermals ins Gesicht und behindert meine Sicht. Ich manövriere mit dem Heckruder und spare mir zum Glück die zusätzliche Energie, die ich für das Paddeln zurück bitter benötige. Sichtlich erschöpft erreiche ich flaches Gewässer und gönne mir eine kurze Verschnaufpause. Was uns am Strand auffällt, sind die großen Holzhaufen, die zusammengetragen wurden. 

Sankt Hans & Brennende Hexen

An vielen Stränden Dänemarks brennt es heute lichterloh. Was wie Endzeitstimmung klingt, ist in wirklichkeit ein großes Fest, was alljährlich in Dänemark am 23. Juni weiträumig gefeiert wird: Sankt Hans Aften. Jedes Jahr versammeln sich generationenübergreifend die Leute aus der Dorfgemeinschaft. Es wird zusammen gesungen, getrunken und dem Spektakel zugeschaut, selbst, wenn es wie aus Eimern regnet. Ein älterer Mann, der etwas dem preußischen Kaiser Wilhelm II. ähnelt, hält mit tiefen, ernsten Blick eine Rede.

 

Als das Feuer entzündet wird, sind wir hautnah dabei, wie eine menschenähnliche Stoffpuppe, die eine Hexe darstellen soll, sekundenschnell im Flammenmeer versinkt. Nach einer Stunde ist der ganze Spuk vorbei und, vielleicht aufgrund des Wetters, fliehen die Leute zurück in ihre Häuser, was wir ihnen Gleichtun.

Als bekennender Geschichtsfan geht die Reise heute mit dem Fahrrad weiter zum geschichtsträchtigen Ort des Deutsch-Dänisches Krieges 1864, nach Dybbol Banke. Ein modernes, Historien-Museum mit Kinosaal und dreidimensionalen Bild, was dem ganzen mehr Intensität und Einblick zeigt. Wirklich interessant für diejenigen, die mehr über den Formungsprozess Dänemarks erfahren wollen.

 

Nach unserem lehrreichen Halt geht es weiter auf Schotter und Asphalt an der Küste entlang. Wir genießen den Ausblick aufs Meer und sehen wie die Segelschiffe vom Wind getrieben werden. Wir fahren durch Wälder hindurch, die anmuten wie der populäre Gespensterwald in Nienhagen und machen jetzt öfter Pausen, da einerseits das Wetter gut ist und wir die Fahrt mit dem offenen Blick aufs Meer umso mehr genießen können, bis wir zu Fähre zu Fynshav ankommen und nach Fyn übersetzen, der drittgrößten Insel Dänemarks, wo wir die nächsten 5 Tage verbringen werden.

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