Hochzeit mit Hindernissen

ZEIT IST BEKANNTLICH GELD, KANN ABER AUCH EXTREM DIE NERVEN KOSTEN.*

*Da ich aus Datenschutzgründen keine Bilder von wild, herumfluchenden Menschen posten darf und will, gibt es zum Kontextbruch Bilder von verliebten, tollen Menschen :)

Nerven kostete es mich letztens vor einer Hochzeit in der Altmark. Ich sicher mich immer so ab, dass ich eine halbe Stunde, wenn nicht sogar eine Stunde vor dem offiziellen Treffzeitpunkt da bin. Ich hatte es nicht mal weit. Von Seehausen bis zur Hochzeit waren es nur etwas über 30km. Mit Auto nicht mal 30 Minuten. Denkt man. Wenn nicht gerade ein Unfall vor/hinter/auf der Elbe-Brücke von/nach Wittenberge passiert ist . . . 

Grandios !  Ich war noch beim Mittagessen meiner Eltern und kam jetzt schon leicht in den Stress, wenngleich ich noch 1 1/2 Stunden hatte. Ich aß schnell auf und zog mir die Sachen an. Gleichzeitig überlegte ich, direkt in den Stau zu geraten und die Elbbrücke zu nehmen oder aber die Alternative mit Fähre, die etwas kalkulierbarer wäre. Ich nahm letztlich die Fähre über Räbel (Werben) nach Havelberg und sah schon auf der Landstrasse wie die Autos in Korsos vor mir her fuhren. Fähren haben nur eine gewisse Kapazität für Fahrzeuge und sie brauchen gleichermaßen einige Zeit, um einen Weg zurückzulegen. Innerlich rechnete ich mir die restliche Zeit zur Trauung aus und überholte die Korsos mit schnellem Tempo, was durchaus erlaubt, aber aufgrund des Flickenteppiches der Landstrassen extrem beschissen zu fahren war.

Ich erreichte die Fähre und sah, wie Sie vor einigen Minuten von meiner Seite aus abgelegt hatte. Die Elbe war durch die Dürre relativ flach, was den Fahrtweg verkürzte. Dennoch waren vor mir noch locker über 30 Autos. Ich hatte irgendwie  ausreichend Zeit und irgendwie auch nicht, da ich nicht wusste, wie lange die Fährfahrt pro Tour dauert. 

In solchen Situationen kenne ich nix und ging an einigen Autos vorbei nach vorne und fragte mich durch, ob ich mich denn "vordrängeln" könnte, denn ich hätte einen wichtigen Termin zu einer Hochzeit. Der erste zeigte sich erst kommunikativ, wiegelte dann aber damit ab, dass er zu 17 Uhr Schlüsselübergabe mit dem Ferienhausbesitzer habe.

Der Fahrer vom Auto dahinter sagte mir, dass auch er einen wichtigen Termin habe. 

Auch der nächste Fahrer hatte einen wichtigen Termin.

Erst 5-6 Autos weiter fand ich eine Familie, die mich vorlassen wollte und tat dies auch. Ich fuhre mit dem Auto in die entstehende Lücke. Keine Minute später kam ein Mann völlig aufgelöst zu mir und beleidigte mich, wie dummdreist man sein kann sich vorzudrängeln. Ich erörte ihm meine Lage, doch er beruhigte sich nicht. Im Gegenteil kam noch seine ältere Tochter hinzu und wollte mir klar machen, dass alle hier wichtige Termine hätte und dass es eine Frechheit wäre. Für mich war das Ganze eher ein Eklat in der Hinsicht, dass in wirklich jedem Auto eine Kleinfamilie mit den Kindern saß, die alle in den Urlaub wollten, dennoch kein Verständnis für mich hatten, der in einer wichtigen Situation steckte. Einige sagten zur mir, ich solle doch einfach früher los fahren. Nun ich bin schon 1 1/2 Stunden früher los. Am liebsten hätte ich gesagt, dass ich sonst überlichweise für 30km schon davor die Nacht im Zelt übernachte, wie jeder andere Arbeitnehmer auch, der täglich zur Arbeit pendelt.

Ich war einfach verständnislos, wie Menschen selbst in der Urlaubszeit sein können. Ich hatte meinen Arbeitsanzug an und sah nicht so aus, als würde ich mich dreist mit kurzer Hose und Latschen vordrängeln, um den Badestrand schneller erreichen zu können. Dreist wäre es wohl gewesen, ohne zu fragen in eine Lücke zu drängeln.

Ihr könnt euch vorstellen, wie es in mir brodelte. Viele wollen sich nur noch selbst im Vorteil sehen. Selbst, wenn sie die Zeit haben. Woher kommt das? Und woher kommt diese Aggressivität? Wo liegt das Problem, wenn man bei der Schlüsselübergabe 10 Minuten später da ist. Bei mir hätten 10 Minuten später bei der Trauung wohl härtere Konsequenzen gehabt. 

Ich war 40 Minuten vor der Trauung da, wieder super beruhigt und die Hochzeit einer voller Erfolg. Dennoch nagt sowas echt an mir, wie empathielos Menschen sein können. 

Das es natürlich auch anders geht, sieht man auf den Hochzeiten. Da bin ich auch immer wieder froh aus der verständnislosen und egoistischen Welt ausbrechen zu können und mitunter alle Menschen auf einer Feier mit guter Laune zu sehen, die einfach zusammen feiern und glücklich sind.

Wie denkt ihr darüber? Wann fahrt ihr los? Habt ihr z.B. eine Berechnung für die Fahrtzeit (z.B. eine Stunde pro 100km mehr einplanen)?