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Lichtspielend Fotografieren

Lichtspiele, wie bei diesem Bild mit Kim, sind mir nie in den Sinn gekommen bzw. waren mir zu abstrakt. Ich habe die Models so gut es ging in den Schatten gestellt. Falls sich solche Lichtpunkte im Gesicht befanden, empfand ich das als störend und das Model sollte sich solange bewegen, bis  die Punkte aus dem Gesicht verschwunden waren. Mit der Zeit änderte sich mein Geschmack und wurde mit tollen Bildern, wie von Alessio Albi, neu definiert. Bei allen seiner Bilder arbeitet er mit dem verfügbaren Licht und ist meinen Augen der Meister der Lichtspielerei. Wo Lukas Wawrzinek der Meister des Bokehs ist (Instagram: @kingofbokeh), ist Herr Albi mein absolutes Vorbild und generell ein Exportschlager aus Italien.

Dabei hat man so viel mehr Varationen mit direktem Licht als ohne diesem. Wenn man diffuses Licht haben will, läuft man entweder in den Schatten oder wartet auf einen bedeckten Himmel ab. Das verfügbare Licht direkt nutzen und verändern zu können war mein neuer Ansporn. Das erste Mal kam ich beim Mittagessen bei meinen Eltern auf die Idee. Ich saß mit Sarah (meiner Freundin) beim Mittagstisch. Auf dem Tisch waren Topfuntersetzer aus Holz, die eigentlich unscheinbar wirken. Dabei haben sie eine verwobene, grobe Struktur. Das Licht fiel an einem herrlichen Frühlingstag durch das Küchenfenster und ich hielt den Untersetzer so vor Sarahs Gesicht, dass ich ein wundervolles Muster ergabt. Leider hatte ich die Kamera nicht bei, aber ich wusste, dass ich mit dem Gegenstand was machen wollte. Ich wollte das Licht in seiner Wirkung verändern und mit den Schattenstrukturen arbeiten.

Man kann alles nutzen, was Licht hindurch lässt. Vollkommen egal, ob man ein Blatt Papier nimmt und ein Loch mit einer Struktur reinschneidet, den Topfuntersetzer nutzt oder einfach den Gartenzaun, den Gartenstuhl oder den Strohhut von der Mutter zur Hilfe nimmt. Den Möglichkeiten werden keine Grenzen gesetzt. Man sollte dennoch beachten das, desto kleiner die Löcher sind, umso dichter muss man z.B. an das Gesicht des Models heran gehen, um die Punkte scharf abgebildet zu haben. Entfernt man sich mit dem Gegenstand, so werden auf dem Gesicht beispielsweise kleine Löcher größer & gleichsam weicher dargestellt. Hier gilt es wie mit dem arbeiten einer Festbrennweite. Man handelt aktiv und varriert zwischen den Entfernungen, um sein gewünschtes Ergebnis zu erzielen.

Oftmals ist es nicht schlecht, wenn man eine/n Assistenten/Assistentin um sich herum hat. Es gestaltet sich einfach schwierig mit der einen Hand die Kamera zu halten und in der anderen die Dunstabzugshaube. Beides bewegt man dreidimensional und wenn man das, wie ich, nicht geübt ist, kommt man an seine Koordinationsgrenzen. Das kostet durchaus Zeit und ermüdet das Model in seiner Konzentration. 

Deswegen war es gut, dass Kim ihren Freund Philipp (Spitzname Charlie) mit dabei hatte. Viele Fotografen stören sich ja, wenn das Model mit ihrem Freund daher kommt. Für mich war er super wichtig, weil ich mich mehr auf das fotografieren konzentrieren konnte. Wo professionelle Fotografen mit einem großen Diffusor oder Sunbouncer ausgestattet sind, hatte ich ein großes Stück Pappkarton und ein Kuchenblech dabei. Die Pappe, um die Sonne dann doch etwas zu bremsen und den Hintergrund verdunkeln zu lassen. Das Kuchenblech diente mir im Notfall als Reflektor. Darf man eigentlich keinem erzählen, aber es ist zweckmäßig und man gibt nicht Hunderte von Euros aus.

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